Was ist Psychoanalyse und wie wirkt sie?

Der folgende Text stellt eine Information darüber dar, wie eine psychoanalytische Behandlung wirkt und welche Merkmale sie auszeichnen.


Die Psychoanalyse ist eine verbale Kommunikation, die das Ziel verfolgt, Aussagen über die Lebensgeschichte des Patienten zu gewinnen, vor allem aber stellt sie eine emotionale Erfahrung dar. Sie dient der Erforschung unbewusster Anteile der Persönlichkeit und hilft, den meist verdeckten tieferen Sinn von Symptomen oder Verhaltensweisen dem bewussten Verstehen zugänglich zu machen.

Seelisches Leiden entsteht zum Beispiel, wenn ein inneres konflikthaftes Geschehen von einem Menschen nicht selbst gelöst werden kann.

Innerhalb der Psychoanalyse kann die aus der Kindheit stammende Situation zusammen mit dem Therapeuten neu betrachtet werden: Der Erwachsene kann die aus der Kindheit stammenden schmerzhaften Erlebnisse anschauen ohne befürchten zu müssen, von diesen überwältigt oder gelähmt zu werden.

Dieses Wiedererleben belastender Erfahrungen der Lebensgeschichte innerhalb eines tragenden und stabilen therapeutischen Rahmens bietet einen der wesentlichen Haltepunkte für die Heilung in der Psychoanalyse. So kann die Arbeit in der Therapie die Ängstlichkeit des Patienten reduzieren und ihm den Mut geben, den er braucht, um sich seinen Lebensaufgaben zu stellen.

In der psychoanalytischen Therapie steht nicht nur der Erkenntnisgewinn über die eigene Lebensgeschichte im Vordergrund. Vielmehr wird die Beziehungserfahrung zwischen dem Patienten und dem Therapeuten wichtiger: Der Therapeut bietet eine Beziehung an, in der neue emotionale Erfahrungen des zwischenmenschlichen Umganges innerhalb einer kontinuierlichen therapeutischen Beziehung gewonnen werden können. An dieser Stelle ist der Begriff der Übertragung wichtig.

Diese Begegnung wird weniger zu einem nur intellektuellen Verstehen der eigenen Lebensgeschichte, als vielmehr zu einer emotionalen Nachbearbeitung. Diese eröffnet dem Patienten neue Wege. Manchmal kann gerade in der therapeutischen Beziehung zum ersten Mal die Erfahrung von Stabilität und Wahrhaftigkeit gelingen, die einem Menschen ansonsten über das ganze Leben verloren gegangen ist.

In der individualpsychologischen Sichtweise wird ein Punkt innerhalb des therapeutischen Geschehens besonders berücksichtigt: der Umgang eines Patienten mit seinen Mitmenschen, der hier unter dem Begriff des "Gemeinschaftsgefühls" gefasst wird. Hier wird innerhalb der analytischen Behandlung ein besonderes Gewicht darauf gelegt, wie ein Individuum mit seinen Mitmenschen umgeht und inwieweit es einem Menschen möglich ist, die Beziehung zu anderen so zu gestalten, dass diese von gegenseitigem Respekt und Achtung bestimmt wird.

© Susanne Königs

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