Psychotherapie

Übertragung

Im Fokus steht die Beziehung des Patienten zum Analytiker. Dabei ist das sog. „Übertragungsverhältnis“ wichtig. Der Begriff der Übertragung stammt aus der Psychoanalyse (Freud). Er bezeichnet dort den Vorgang, dass unbewusste Wünsche in das Vorbewusste übertragen werden. In diesem Übertragungsverhältnis spiegeln sich die Beziehungen, die der Patient aus seiner Kindheit mitgenommen hat wider, vor allen Dingen deren unbewusste Anteile. Eine große Ablehnung, Wut, Aggression, die als Kind nicht gespürt werden durfte, setzt sich so in Szene, d.h. der Therapeut bekommt diese Gefühle entgegengebracht. Er wird zuweilen dann auch als abweisend, uninteressiert, provozierend, sich wiederholend etc. erlebt. Der Patient will vieles von dem, was er hört, zunächst nicht wissen. Die Aneignung dessen ist schwierig und ein langwieriger Prozess.

Man unterscheidet generell zwischen positiven und negativen Übertragungen. Eine Therapie mit einer negativen Übertragung zu beginnen ist möglich, aber eher selten. Oft bricht der Patient vorher ab oder gerade dann, wenn es schwierig zu werden droht. So eignet sich für den Beginn ein „gutes Gefühl“ zum Analytiker. Die Idee, hier verstanden zu werden mit dem Problem, mit den Sorgen und Nöten, mit dem eigenen So-Sein eben.

Etwas komplizierter, aber eben noch spannender und „ertragreicher“ sind die verschiedenen Übertragungsverhältnisse in einer analytischen Gruppensitzung. Hier werden nicht nur alte und neue Gefühle vom Patienten auf den Analytiker übertragen, sondern die Patienten machen das auch untereinander, übertragen auf die Gruppe als Ganzes – vielleicht zunächst unspezifisch als ein „sich Wohlfühlen“ – und auf den Analytiker/ die Analytikerin, die dieses „Sich-Wohlfühlen“ vielleicht erstmal nur „stört“.

Der Analytiker hat nicht nur alle diese Übertragungsverhältnisse wahrzunehmen, zu containen (d.h. in sich aufzubewahren) und zum gegebenen Zeitpunkt zu deuten, sondern nicht minder wichtig ist die sog. „Gegenübertragungsanalyse“, das sind diejenigen Übertragungsgefühle, die wiederum der Analytiker auf die einzelnen Patienten, die Gruppe als Ganze und seine Beziehung dazu entwickelt. An diesem Punkt ist „Abstinenz“ sehr wichtig, d.h. ein aktives „sich Heraushalten“, zu sortieren welche Gefühle eigene sind und welche „fremdinduziert“. Der Analytiker wertet nicht, moralisiert nicht, verurteilt nicht, vergleicht nicht.

Der Begriff der Übertragung ist eng verwandt mit dem Begriff der Projektion, bei der Eigenschaften, die die projizierende Person bei sich selbst nicht wahrhaben möchte, anderen Personen zugeschrieben werden.

© Susanne Königs

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